Donnerstag, 12. September 2013

Wie Mutter sein - ein Kaleidoskop



Vergangene Woche war ich vom Echtzeit Verlag an die Vernissage von Michèle Rotens neuem Buch «WIE MUTTER SEIN» eingeladen. Ich mochte was die langjährige «Das Magazin»-Kolumnistin  aus dem Buch vorlas, ich mochte die Fragen, die sie Nils Pickert (der Mann, der als sein Sohn einen Rock tragen wollte, ebenfalls einen anzog) stellte und ich mochte einen Grossteil seiner Antworten. Ich mochte das schöne Ambiente im Plaza Club und ich mochte, dass hinter mir eine Frau sass die ihr kleines Baby dabei hatte. Es war also ein schöner Abend. Und gelohnt hat er sich nur schon, weil ich den fun fact erfahren habe, dass es den Begriff «Rabenmutter» nur in der deutschen Sprache gibt...

Und das Buch? Mochte ich noch viel mehr als den ganzen Abend!

Michèle Roten beobachtet, sie informiert, sie erzählt, sie stellt schlaue Fragen. Sie urteilt nicht, sie verurteilt nicht, und sie kommentiert fast ausschliesslich, was sie selber oder Mütter in ihrem Umfeld erlebt haben - im ganzen Buch gibt es keine Wertung über die Qualität des eigenen oder eventuell andersartigem Muttersein. Und das ist so viel Wert bei einem Buch über das Muttersein.

Das Buch ist ein Plädoyer dafür, mit sich selbst entspannt umzugehen. Und dafür, hinzuschauen, was da mit einem passiert, wenn man Mutter wird/ist. «Wie Mutter sein» ist keine Anleitung. Ich war wegen dem Titel ein wenig skeptisch - ganz offen gesagt auch, weil ich bis anhin aus meiner eigenen Erfahrung heraus die Haltung hatte «Ein Kind ist kein Kind, zwei Kinder sind ein Kindergarten». Bei mir war es so - das erste Kind, das dann nach einem holprigen Start so pflegeleicht war, mich so viel schlafen liess, nie hinfiel, hat in meinem Alltag nicht so viel verändert, das zweite dann sehr sehr sehr viel. Und wie will die Autorin dann nach einem Kind wissen, wie das so sein kann, das Muttersein, in jedem ausser ihrem eigenen Fall? Aber bei diesem Vorurteil missachtete ich, dass es in dem Buch nicht um den generellen Mütter-Alltag geht, und wie der organisiert wird, sondern einerseits um innere Haltungen, Gedanken, Gefühle - die obwohl sie von einer einzelnen Mutter stammen, so treffend beschrieben sind, dass ich teilweise nur noch nickte und genau, genau, und sogar aha aha dachte. Anderseits geht es um äussere Bedingungen - gesellschaftliche, soziale, feministische oder eben nicht feministische und systemische, und wie diese das Mutter-Leben beeinflussen können. Diese Teile sind informativ und wichtig - weil sie durch Beobachtungen und Präsentation von Fakten bedeutende Fragen anregen.

Das Buch ist voller Einschübe und sprunghafter Wechsel. Was es kurzweilig macht und auch lustig. Auch Michèle Rotens «Plauderi»-Ton passt (und das mir dieser nicht fern liegt, ist wohl auch unschwer an meinem Blog zu erkennen :) - die Lektüre des Buches fühlt sich an, als ob man mit einer Freundin, die halt ebenfalls ein Kind hat, einen Abend mit zuviel gutem Rotwein verbringt (oder auch Bier!) - und irgendwann weinseelig und emotional bei der recht einfachen Einsicht ankommt, dass sie oft nerven, die Kleinen, aber dass sie auch unfassbar lustig sind und man halt einfach so unglaublich rettungslos in sie verschossen ist.

Ich habe einige Male laut lachen müssen an dem Abend und dann auch bei der Lektüre, einige Male war ich sehr gerührt (der Vergleich zwischen der Baby-Liebe und der ersten Verliebtheit unter Paaren!) und einige Male habe ich betroffen geschluckt. Weil ich gemerkt habe, dass ich mir vielleicht einige Krämpfe erspart hätte, wenn ich mir schon beim ersten Kind einige der von Michèle aufgeworfenen Fragen gestellt (und beantwortet) hätte. Es hallt nach, ihr Buch, und das ist ein Geschenk - darum merci liebe Michèle!


Das Buch und auch Michèle Rotens früheres Werk «Wie Frau sein» sind im Echtzeit Verlag (beide zusammen zum Sonderpreis) und im Buchhandel erhältlich.

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